Alf Poier: Seine MEISTERWERKE begeistern das Publikum!

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Er war als Kabarettist ungeheuer erfolgreich, hat den Song Contest gerockt – und uns auch hin und wieder entsetzt. Jetzt zeigt Alf Poier, dass er noch mehr draufhat. Seine Ausstellung im Bank Austria Kunstforum kommt sehr gut an, zieht Kurator Florian Steininger nach einem Monat zufrieden Zwischenbilanz

Alf Poier macht es sich nicht leicht. Gerne gibt er, ganz bewusst in indianischer Tradition (und das ist jetzt kein Witz!), den Narren. Den, der stets kontra gibt und wenn es sein muss auch noch „re“ – also das Kontra vom Kontra, wie jeder Kartenspieler weiß. Zweifelsohne möchte er aber auch ernstgenommen werden. Nicht nur als Kabarettist und Komponist, sondern als kreativer Geist insgesamt. Aktuell zeigt er im Bank Austria Kunstforum Zeichnungen und großformatige Malereien. Kurator Florian Steininger sieht eine „ganz besondere Qualität“. Der  traf Alf Poier zum Gespräch und entdeckte einen nachdenklichen Künstler, den Anerkennung – bei aller Widerspenstigkeit, die er an den Tag legt – sehr wohl freut.

Katzen, Spiegeleier, Schlangen – in deinen Arbeiten gibt es Motive, die immer wiederkehren … Und Zebras. Das sind Grundmuster. Unverwechselbar. Ich stell’ mir vor, ich steh’ irgendwo, und auf einmal ist am Himmel ein riesengroßes Spiegelei. Ich denke, so nimmt ein Kind die Welt wahr. Es entdeckt mit Staunen Neues. Für mich ist ein Spiegelei der Inbegriff der Surrealität.

Weil? … ich es nie am Teller sehe, sondern eher am Himmel …

Auf deiner Homepage lässt du die Kami-kaze immer wieder abstürzen … Die Kami-Katze ist bei meinem zweiten Kabarettprogramm (Zen, Anm.) aufgetaucht. Ich hab’ mir gedacht, das ist der kürzeste Witz, den man machen kann. Das geht es nur um die blanke Idee. Egal, ob die Katze gestaltet ist wie ein Dürerhase oder eine Strichzeichnung, es geht nur um die Idee.

Der Kurator deiner Ausstellung, Florian Steininger, hat gesagt, du bist eine sehr subtile Figur, du zeichnest sehr subtile Geschichten. Wie hat, große Frage, alles begonnen? Ich habe meine Schulbücher gefunden, die vollgekritzelt sind mit Krampussen, Teufeln und Transporthasen (30 Meter große Ungetüme mit einem Kipper am Rücken, Anm.). Aus diesen Kritzeleien habe ich später die Zeichnungen entwickelt.

Wie gehst du an deine großformatigen Bilder heran? Unterschiedlich. Manchmal gehe ich durch die Stadt, sehe ein Blau und muss sofort heimfahren, um dieses Blau zu malen. Manchmal dauert es ewig. Eines wollte ich schon seit vier Jahren malen, hab’s aber nicht können, das war so eine emotionale Geschichte, erst als ich die überwunden hatte, hat’s geklappt.

Es gibt Bilder, die du nicht herzeigst und schon gar nicht verkaufst. Warum? Weil mich vieles mit ihnen verbindet. Andererseits hat sich mit den Jahren so ein Werk angesammelt, dass ich mich gefragt habe, was mache ich ein ganzen Leben mit so vielen Sachen? Jetzt, wo ich grad nicht auf Tournee bin, was auch mit einem Magenproblem zusammenhängt, weil ich mich 20 Jahre von Leberkäsesemmeln und Red Bull ernährt habe, beschäftige ich mich damit. Die Originale aus den Programmen, das sind meine Kernwerke, die gebe ich nicht leicht aus der Hand. Bis jetzt noch kein einziges.

Du trittst jetzt überhaupt nicht auf? Mein Magenproblem ist so ausgeartet, dass ich Shows unterbrechen musste, und ich habe erkannt, das ist kein Zustand mehr, und ich sollte mich einmal um einen gesunden Lebensstil bemühen, was auf Tournee praktisch nicht möglich ist.

Wie geht sich das rein lebenserhaltungstechnisch aus? Ganz einfach. Ich hab’ es g’scheit gemacht: Wenig Huren, gar kein Koks und nie verheiratet.

Das heißt, es ist genug da. Ich hab’ Immobilien gekauft und muss eigentlich gar nix mehr machen, wenn ich es mir ein bissl einteil’.

Seit wann weißt du, dass du Kunst machst und ned nur an’ Blödsinn kritzelst? Das war ganz eindeutig bei mir. Nach der Handelsakademie bin ich im Nationalteam gelaufen, das war meine erste Karriere, dann hab’ ich Schlagzeug am Konservatorium gelernt und war auf der PädAk, hab’ aber alles abgebrochen und verschiedene Jobs gemacht. Aber eines Tages, das war 1990 in Graz, bin ich – ich weiß nicht, aus welcher Regung heraus – in eine Kunsthandlung gegangen und hab’ mir Unmengen Farben gekauft und viel Karton und Papier und habe angefangen, in meinem kleinen Studentenzimmer wie ein Wahnsinniger herumzumalen, Schlagzeug zu spielen, gleichzeitig, hab’ versucht, Rhythmen zu malen. Da hab ich einen Kreativitätsausbruch gehabt, da hab’ ich von einem Tag auf den anderen das Gefühl gehabt, das muss ich jetzt machen, das ist mein Weg.

Siehst du dich als Bildender Künstler oder als Kabarettist? Natürlich ist das Kabarett nach wie vor eine Option, aber jetzt ist es an der Zeit, mein Werk aufzuarbeiten, zu fotografieren, zu katalogisieren, dafür ist jetzt die richtige Zeit. Ich habe mich immer mehr als Gesamtkünstler gesehen, die Malerei hat ja lange vor dem Kabarett angefangen. Der Rest ist, wie Arnold Schönberg sagt: Kunst ist müssen. Was raus muss. Wenn ein Programm raus muss, dann wird es auch wieder ein Programm geben.

Und wenn ein Bild raus muss, dann passiert es – oder malst du von 9 bis 5? Nein nein, das kann ich überhaupt nicht. Wenn ich keine Inspiration hab’, keinen Drang, dann passiert gar nichts.

Bist du ein ernstzunehmender Maler oder ist das ein Spaß? Ich bin ein kreativer Mensch. Wenn ich nicht auf Tournee war, habe ich mich irgendwie anders kreativ betätigen müssen. Der Alltag quält mich zu Tode. Einkaufen gehen, staubsaugen – ich halte so etwas nicht aus. Ich wollte auch schon in ein Altersheim ziehen, mit 48 Jahren, da haben sie mich gefragt, aber Herr Poier, was wollen Sie da? Ich habe gesagt, ich will nicht mehr kochen, nicht mehr einkaufen, nicht mehr waschen. Aber bereits die blanke Wohnung ohne Essen hätte mich dort schon 4.000 Euro gekostet. Das schien mir doch etwas zu viel!

Und wer saugt jetzt bei dir den Staub? Das mache ich alles selber. Grundsätzlich habe ich mich immer als Heyoka gesehen. Bei den nordamerikanischen Indianern gibt es welche, die müssen immer das Gegenteil machen. Im Winter geht er halb nackert, im Sommer hat er einen Pelz an, und er sitzt verkehrt am Pferd. Er ist dazu da, vor großen rituellen Veranstaltungen alle zum Lachen zu bringen. Er muss auch immer das Gegenteil behaupten, nur damit es eine andere Meinung gibt. Er darf den Häuptling beschimpfen, die Heiligtümer besudeln. Er darf alles, um zu zeigen, es geht auch anders. Ich habe mich immer als modernen Heyoka gesehen.

Du bist auch schon als Gegenkünstler bezeichnet worden. Gegen wen künstelst du denn? Da seh’ ich mich in einer dadaistischen Tradition. Die Dadaisten wollten auch nicht eingeordnet werden, haben sich als Gegenkünstler gesehen, wollten aber auch nicht als solche bezeichnet werden. Sie haben gesagt, wir machen etwas, das nicht zu bezeichnen ist. Wir wollen Verwirrung stiften und damit den Betrachter anregen, sich selbst zu hinterfragen.

Gibt es also schon so etwas wie ein Ziel, das du verfolgst? Da muss ich trennen, zwischen dem Künstlerischen und dem Privaten. Ich habe mich jahrelang gefragt, warum reicht es mir nicht, irgendwo auf einer Bank zu sitzen und damit zufrieden zu sein. Und dann bin ich auf die Mystik gekommen, auf die Meditation, auf das reine Sein, ohne irgendwohin zu wollen – das ist mir nie gelungen. Und das Künstlerische, das ist das, was ich viel mehr bin als der Mystiker. Ich werde mir beim Meditieren bestenfalls eine Thrombose holen, aber nie die Erleuchtung – das war mir irgendwann klar.

Wir wollen das Ziel nicht aus den Augen verlieren … dass ich an verschiedenen Plätzen ausstellen kann, wie dem Bank Austria Kunstforum, das taugt mir schon total. Ich will jetzt nicht zu weit und zu hoch greifen, aber dass man einmal in der Albertina was hängen hat, oder einer großen internationalen Galerie, das wäre mir viel wichtiger, als das große Geld zu verdienen. Es taugt mir schon, wenn die Kunst, die ich mache, öffentliche und fachliche Anerkennung findet.

Trotzdem, was kostet ein Poier jetzt? Kommt darauf an, was es ist …

Also nicht Länge mal Breite mal Künstlerfaktor? Nein. Originalzeichnungen wird es unter 1.000 Euro geben. Bunte Grafiken ab ca. 2.000. Für großformatige Arbeiten muss man allerdings etwas tiefer ins Börsel greifen.

Angst vor den Kritikern? Es wird sicher einige geben, aber was hat man zu einem Beuys gesagt, einem Kandinsky, ich weiß, das sind jetzt sehr große Namen, aber die Bilder vom Kandinsky sind bespuckt worden. Aber man weiß ja, was ich mache, das wird jetzt vielleicht nicht so eine Überraschung sein, die Überraschung liegt vermutlich darin, dass das Bank Austria Kunstforum sich für mich entschieden hat und mich nicht als Kasperl betrachtet. Meine Malerei ist sehr speziell, mein Kabarett, meine Musik, auch das Buch, das ich geschrieben habe. Alles, was ich gemacht habe, ist eigen. Wenn ich etwas mache, was normal ist, sagen alle, das ist ja kein Poier.

 

DIE AUSSTELLUNG. Die Schau im Tresorraum des Bank Austria  Kunstforum ist bis 12. Juli zu sehen. Parallel erschienen Poiers „123 Meisterwerke“ in Buchform.

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